Sonntag, 20. April 2008

Lauf in Messolonghi

Messolongi ist ja nun ein Begriff in der Geschichte Griechenlands.

Ja, vielleicht sollte ich damit anfangen, dass ja hier in Griechenland die Volksläufe alle zu Ehren und im Angedenk an irgendwelche Schlachten, in der Regel gegen die Türken, die dieses Land ja 400 Jahre besetzt hielten (1499-1821) oder halt an gewisse Freiheitskämpfer, Helden usw. Also in Messolongi ist halt jedes Jahr ein großes Fest im April. Es wird der Jahrestag des sogenannten "Ausgangs von Messolongi" gefeiert, der am 10. April 1926 war. 1821 hatte ja die Befreiung von den Türken auf der Peloponnes begonnen. Das griff natürlich auf das Festland über, wo es zu zahlreichen Kämpfen kam.
Im April 1825 begannen die Türken eine erneute Belagerung von Messolongi, zunächst nur von der Landseite her. Abermals gelang es nicht, den Widerstand der von Admiral Andreas Miaoulis befehligten Griechen zu brechen. Einige Wochen später erreichte eine türkisch-ägyptische Flotte unter Ibrahim Pascha den Golf von Patras. Trotz der erdrückenden Überlegenheit der osmanischen Einheiten wiesen die Verteidiger Messolongis alle Kapitulationsangebote zurück. Miaoulis' Schiffe waren nunmehr aber nur noch selten in der Lage, die feindliche Blockade zu durchbrechen, um für Nachschub zu sorgen; in der hungernden Stadt breiteten sich Seuchen aus. Der Hochkommissar der inzwischen unter britischer Oberhoheit stehenden Republik der Ionischen Inseln, Sir Frederick Adam, bemühte sich vergebens, einen Waffenstillstand zu vermitteln.

Im Frühjahr 1826 war die Situation der Belagerten aussichtslos geworden, so dass für die Nacht des 10. April (dem Vorabend des Palmsonntag) ein Ausbruch aus der feindlichen Umzingelung beschlossen wurde. Mittels dreier mobiler Brücken versuchten die Einwohner, den die Stadt umgebenden Graben und später die türkischen Linien zu überwinden. Diejenigen Bürger, die zu alt, krank oder geschwächt für eine schnelle Flucht waren, verschanzten sich mit den verbliebenen Munitionsvorräten im Zeughaus und der Windmühle der Stadt. Der Ausbruchsplan wurde jedoch an die Türken verraten, die somit auf die Situation vorbeitet waren und ein Massaker unter den Flüchtenden anrichteten. Nur einigen Hundert Griechen gelang die Flucht aus dem Belagerungsring, die in der Stadt verbliebenen Bürger sprengten sich nach blutigen Straßenkämpfen gegen die eindringenden Eroberer in den Morgenstunden des 12. April selbst in die Luft.
Mit dem Exodos der Verteidiger Messolongis wurde die Basis für einen nationalen Mythos gelegt, der im griechischen Selbstverständnis bis heute präsent ist. Die enorme symbolische Bedeutung, die den Ereignissen um die Belagerungen zuerkannt wurde, hat dazu geführt, dass viele Fakten und Zahlen von pro-griechischer Seite entstellt oder massiv übertrieben wurden, während Angaben von türkischer Seite kaum überliefert und von der historischen Forschung so gut wie nicht aufgearbeitet sind. Es ist davon auszugehen, dass sich im April 1826 etwa 10.000 Menschen in den Mauern von Messolongi aufhielten, von denen wohl nur ungefähr 1.000 die Kämpfe überlebten.
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So, und nun zum Lauf. Also wir Läufer werden ja zu solchen Anlässen hier immer eingeladen. Der Bus kam nach Patras um uns und unsere Patrasser Kollegen abzuholen. Es war ein heißer Tag, aber der Lauf sollte ja erst um 17 Uhr sein. Eine knappe Stunde Fahrt war es bis dorthin. Man brachte uns gleich zum Start, obwohl wir noch über eine Stunde Zeit hatten. Dies war ein etwas höher gelegenes Kloster. Man hatte einen herrlichen Ausblick über Olivenhaine bis hin zum Meer. Die ersten 4km ging es gut bergab, dann 6 km nach rechts immer auf der Nationalstraße bis nach Messolongi, das ja direkt am Meer liegt. Ich verschwand mit ein Laufgenossin aus Egion - ja, es war noch ein Mädel dabei, stellt euch vor - im Wald zum Umkleiden. Wir waren so gut wie fertig, kam ein Typ und meinte, ob wir noch lange brauchten, er wolle mal.... Als ob der Wald nicht groß genug wäre. Leute gibts!!
Na ja, schön locker einlaufen, etwa 10 min und schon gings los. Ich bin ja nun durch das viele Training etwas schneller geworden und so wollte ich heute gleich mit einem Puls von 90% loslaufen. Musste doch mal ausprobieren, ob das geht. Bergab waren es etwas weniger, aber ich lief ganz schön flott. Und überholte ununterbrochen. Auch Juli, die zwar jünger ist als ich, mit der wir aber immer so ein Kopf an Kopf Rennen haben. So, und jetzt noch die 6km gerade. Die Sonne brannte unerbärmlich. Aber es lief ganz gut. Hoppla, da kam Juli wieder von hinten. Hm. Dran bleiben. Der Puls ging zwischenzeitlich über 90%, aber es waren doch nur noch 5 km. Das musste doch gehen. Tja, aber dann, bei km 7 etwa, wurds verdammt schwer. Ich rang nach Luft, obwohl der Puls runterging. Was ist da los? Juli gewann Abstand, einige überholten mich, ich wurde zunehmend deprimierter. Ah, ein Aufmunterung: der schwedische Botschafter, der auch mitlief. "Komm, voran!" rief ich ihm zu, während ich an ihm vorbeilief. Teilweise kam ich wieder etwas auf Touren, dann wieder nicht, so kämpfte ich mich ins Ziel. Nur: meine blöde Uhr spann total. Sie zeigte 1:57. Und ich wüsste doch so gern, wie schnell ich denn nun war. Also Juli hatte 49 min gebraucht und 1km vor dem Ziel konnte ich sie noch deutlich vor mir sehen. Aber als ich mir heute noch mal meine Uhr vornahm, hatte sie ja außer der direkten Trainingszeit auch die Uhrzeit des Trainingsbeginns und -endes aufgezeigt, und dem zu Folge waren es dann doch 54 min. Trotzdem o.k., immerhin unter 55.

Nun, es gab zwar keine Medaillen, und Wasser war auch keins mehr da am Ziel, aber man fuhr uns mit dem Bus zum Stadion, wo es Duschen gab. Ja, ihr habt richtig gelesen, Duschen nach einem Volkslauf in Griechenland. War das schön. Viiiieeel schöner als ein Pokal, hab sowieso keinen Platz mehr aufm Schrank.
Anschließend wurden wir wieder mit dem Bus zum Restaurant gekarrt. Direkt am Meer, Palmen, Grünanlage, Sonnenuntergang, das Essen war mäßig, aber immerhin.
9 Uhr gings wieder zurück, im Bus mussten wir einen Haufen Reden über uns ergehen lassen, wir tollen Läufer, wir Ehrenbürger der Nation, immer bereit für den Notfall, ....
Dann sah man sie. Freitag- und Samstagabends ist sie beleuchtet, gelb und blau. Ein herrlicher Anblick, dazu der fast volle Mond, der sein Licht über das Meer ergoss. Wer? Na, die längste Brücke Europas, die seit 4 Jahren die Peloponnes mit dem Festland verbindet. So klang der Tag dann aus. Schön wars.

rio

Eftychia

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